Blöre von Blörehusen war ein Fan von Weihnachten. Das erzählte er jedem. Und wenn es schon im Sommer Lebkuchen und Spekulatius im Supermarkt zu kaufen gab und alle anderen Kunden genervt durch die Flure des Ladens liefen und schimpften: „Ist doch noch ewig hin, bis Weihnachten. Schon wieder verkaufen sie das Zeug”, war Blöre begeistert, dass der Endspurt für Weihnachten begann.
Seine Weihnachtsdekoration holte er immer nach dem Sommerurlaub aus dem Keller, um die Vollständigkeit zu überprüfen. Danach testete er auch die Funktionsfähigkeit jeder einzelnen Birne an seinen vierundzwanzig Lichterketten. Wenn er festgestellt hatte, dass alles in Ordnung war, fing er an, die Sachen zu reinigen und zu polieren.
Im Oktober konnte er dann endlich die Hecke mit Lichterketten schmücken.
Seine Frau hatte vor zehn Jahren ein Veto eingelegt. Seitdem durfte er die Wohnung erst kurz vor dem ersten Advent schmücken. Auch die weihnachtliche Musik durfte er nicht vorher abspielen.
Blöre war in diesem Jahr verzweifelt. Der große Sommerurlaub war ins Wasser gefallen. Die Hütte im Schwarzwald, in der sie jedes Jahr ihren Urlaub verbrachten, hatte einen Wasserschaden erlitten, und war unbewohnbar gewesen.
Deshalb war dieses Jahr die Vorfreude auf die Weihnachtsfeiertage besonders wichtig. Blöre hatte alles in Rot und Grün geschmückt. Am ersten Advent war es dann endlich soweit. Er stand um fünf Uhr morgens auf und wollte die Beleuchtung einschalten, damit er sie noch genießen konnte, bevor die Sonne aufging. Er schenkte sich eine Tasse Punsch ein, den er gestern Abend in einer Thermoskanne vorbereitet hatte. Der Punsch schmeckte köstlich süß. Er steckte die verschiedenen Verlängerungskabel und Mehrfachsteckdosen ein und erwartete das übliche helle Leuchten. Aber stattdessen strahlte am großen Wohnzimmerfenster nur eine einzelne rot-grüne Lichterkette. Sie bestand aus leuchtenden Buchstaben: „Schöne Weihnachtszeit, lieber Blöre!”
Und aus den Lautsprechern erklangen die ersten Takte von Last Christmas.
Hinter Blöre war unbemerkt seine Frau getreten, die ihm mit einer Tasse Punsch zuprostete.
Blöre war überglücklich. Das war der schönste erste Advent seines Lebens.
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